Spiegel inside. Wenn das Magazin Cicero anruft, dann ist das nichts alltägliches. Eine Reportage soll produziert werden: ”Spiegel inside”. Von mir erhofft sich der Cicero nicht nur schöne Bilder, sondern vor allen Dingen einen besonders guten Zugang, da ich ja jahrelang als fest-freier Fotojournalist für den Spiegel gearbeitet habe. Ich war mir nicht ganz so sicher, aber mein Auftraggeber sollte recht behalten: Es öffnen sich alle Türen, vom Büro des Chefredakteurs im 11. Stock bis zum Aktenlager im ehemaligen Schwimmbad. Und da gibt es auch für mich ein paar neue Einblicke.
Freitag früh, Der Spiegel, Brandstwiete 19. 20457 Hamburg.
Gegen 9:00 Uhr ist es noch ziemlich ruhig, auf dem Gang zur Kantine steht noch ein Putzwagen.
Im 11. Stock: Die Chefredaktion.
Hier arbeitet Chefredakteur Stafen Aust.
Hinter seinem Schreibtisch zeigt eine Grafik die Verkaufszahlen und damit den Erfolg der einzelnen Spiegel-Ausgaben.
In der Ecke läuft schon der Fernseher mit der Direktverbindung in das Hauptstadtbüro.
Martin Doerry, stellvertretender Chefredakteur, sitzt schon an seinem Schreibtisch.
An der Wand im Flur findet sich unter anderen Grafiken für den Spiegel-Titel auch eine von Ernesto Che Guevara - neben Friedrich Schiller.
Joachim Preuß und Martin Doerry, die Stellvertreter und Stafan Aust, der Chefredakreur ...
... beginnen des hektischen Freitag erstmal mit einem Pläuschchen.
Hans-Ulrich Stoldt, Ressortleiter Deutsche Politik, kommt dazu ...
... und bringt anscheinend Ideen mit ...
... die den Chefredakteur beflügeln.
Ein junger Redakteur darf die morgenliche Lage der Nation gegenüber den Ressortleitern kommentieren ..
... auch Berlin hört und sieht jetzt per Videocam zu:
Konstantin von Hammerstein, Georg Mascolo und Stefan Berg.
Stefan Aust hört aufmerksam zu, das ...
... muss für den Vortragenden ein Alptraum sein.
Eindeutig: Das ist hier kein Spass!
Etwas später präsentiert Stefan Kiefer, Chef der Titelbildredaktion, die ersten Entwürfe ...
... und um den Chefredakteur kehrt etwas mehr Ruhe ein ...
... den die detailierte Heftplanung ...
... macht Martin Doerry mit den Ressortleitern ...
... nebenan in seinem Büro.
Gelb ist die Werbung, grün die redaktionellen Beiträge, das muss irgendwie elegant zusammen gebracht werden.
Stefan Aust brütet derweil über der Titelgeschichte.
Ein Zimmer weiter grübelt auch Joachim Preuß.
Aber die Ruhe währt nur kurz ...
... schon kurze Zeit später beugen sich die Köpfe über die ersten Layout Entwürfe der Titelgeschichte.
Da gibt es natürlich noch Möglichkeiten der Verbesserung.
5 KG scheint für einen Aufzug etwas wenig, dieser befördert aber nur das Mittagessen aus der Kantine in die 11. Etage.
Und was schreibt die taz?
Und die FAZ?
Zwei Stockwerke tiefer: Das Ressort Deutschland I
Hier arbeitet Hans-Ulrich Stoldt ...
... für Deutschland.
Neben der Türe von Peer Hinrichs Büro macht Johann Wolfgang von Goethe faxen.
Es gibt ein Lesezimmer ...
... und manches ist so wie überall: Menschen holen ihre Ausdrucke nicht ab.
Ein Novum hingegen ist wohl die Dokumentation des Spiegels. Hier wird alles - nun ja - dokumentiert.
Das heisst unter anderem: Hier werden regelmässig 300 Publikationen in 15 Sprachen ausgewertet.
Professioneller kann man eine Zeitung nicht lesen.
Aber hier gibt es auch die ganz klassischen Nachschlagewerke ...
... oder auch eher ungewöhnliche.
Es gibt auch viele Aktenordner und sogar Menschen, die sich darin auskennen.
Geheime Tagesberichte liegen hier offen herum.
Die andere Seite der Dokumentation: Berthold Hunger prüft die Titelgeschichte bis ins Detail ...
... die Grafiken ...
... wie auch die Texte ...
... müssen bis ins Detail belegbar sein.
Am Ende landet alles hier. Es scheint, als würde man zum Bad in Akten eingeladen und das ist ...
... nicht so weit daneben: Es ist das ehemalige Schwimmbad des Verlages.
Hier lagern die Unterlagen der Skandale, die Deutschland erschüttert haben.
Wo ein Schwimmbad ist, kann die Saune nicht weit sein ...
... hier lagern noch keine Akten, aber ein Wellness-Tempel sieht aber anders aus.
In der Bildredaktion versucht Peer Peters die Kollegen von den schönsten Bildern zu überzeugen.
Thomas Schäfer, CvD, hat aber Diskussionsbedarf ...
... zu den Schätzen der Fotografie, die es ins Blatt zu heben gilt.
Carsten Schilke sorgt dafür das die Bilderfluten, die in die Fotoredaktion gesendet werden, in die richtigen Kanäle kommen.
Nicht bekannt ist, ob der Job oder die Stimmung explosiv ist.
Torsten Feldstein schaut entweder Bilder an oder den Rücken von Peer Peters.
Selbst wenn man wollte, hier könnte man nichts machen: Die legendäre Kantine steht unter Denkmalschutz.
Das im ersten Moment unglaubliche Design wurde in den 60ziger Jahren vom dänischen Designer Verner Panton entworfen.
Auch der Blick zur Decke lässt den Betrachter staunen ...
... es war nicht alles schlecht damals.
Auf jeden Fall wird hier nach wie vor Mittag gegessen, mit Service am Tisch.
Im gleichen Design: Die Snackbar.
Sie diente auch schon als Kulisse ...
... für Musikvideos und Filme.
Der Kuchen, den es hier gibt ist allerdings selbstgebacken und kommt in Omas Design daher.
Und das ist auch gut so. Den wer würde einen Kuchen essen, des SO aussieht?
Irgendwie schön: Das Treppenhaus mit Fahrstuhltüren.
Hier wird Kunst gemacht: Die Titelbildredaktion.
Schon wieder Herr Guevera ...
... und Herr Marx.
Was es nicht alles gibt ...
Diese Woche wird es blutig, die RAF kommt auf den Titel. Stefan Kiefer pinnt erste Entwürfe an die Wand.
Für Ideen ist immer Platz ...
... die Titelbilder werden aber natürlich am Rechner gemacht.
Wenig später nehmen die Chefredakteure die Entwürfe in Augenschein ...
... es gibt natürlich noch Änderungsbedarf ...
... der sofort umgesetzt wird.
Die Herren aus der Chefetage ...
... sind äusserst geduldig ...
... den das Titelbild geniesst höchste Prioriät.
Michael Sontheimer, der Autor der Titelgeschichte, darf auch noch mal drüberschauen.
Thorsten Gerke aus der Fotoredaktion passt den Chefredakteur auf dem Gang ab um schnell seine Meinung einzuholen.
Auch auf dem Weg in den 11. Stock ist noch Zeit für Diskussionen.
Zwischendurch wird im Büro von Martin Doerry ...
... das Layout kritisch überprüft.
Und Martin Doerry schaut schon mal in das fast fertige Magazin ...
... wie auch der Chefredakteur.
Auch über das Titelbild wird wieder und wieder diskutiert. Zu viel Blut? Zu wenig Blut?
Der Stand der Dinge wird im Layout an die Magnetschiene geheftet.
Stets einsatzbereit: Der vermutlich wichtigste Stempel im Haus.
CvD Thomas Schäfer knobelt weiter an der Aufgabe, redaktionelles und werblichen in angemessenem Nebeneinander ins Blatt zu bekommen.
Und hier hätten wir dann wohl den zweitwichtigsten Stempel.
Das Gelbe muss neben das Grüne!
Das ist Gesine Block, aus der Schlussredaktion, sie ist die letzte Instanz in Sachen Rechtschreibung.
Stefan Aust und Hans-Ulrich Stoldt ...
... da muss der Rotstift nochmal ran ...
... für die letzten Änderungen des Chefredakteurs.
Martin Doerry mit den Damen im Vorzimmer.
Um halb Acht hat sich der Chef ins Wochenende verabschiedet, die Chefsekretärin räumt ihm noch ein wenig hinterher.
Solche Sprüche findet man ja überall, aber aber nirgends sind sie so falsch, wie hier.
Der letzte Akt der Rebellion landet im Papierkorb.
Lesezimmer die zweite.
Im Haus wird gegen Acht zunehmend ruhiger, bei Hans-Ulrich Stoldt, verantwortlich für das Thema Deutsche Politik, brennt noch Licht.
Berthold Hunger aus der Dokumentation sitzt jetzt mit Autor Michael Sontheimer zusammen, ...
... um auch die winzigsten Unklarheiten vollständig zu klären.
Dietmar Peiper leitet das Ressort Sonderthemen, auch da wird es schon mal später.
In der Kaffeebar ist am Freitag zu dieser Zeit kaum noch jemand ...
... die einen sind schon zu Hause ...
... und die anderen arbeiten emsig am Blatt.
Lässige Begegnung auf dem Flur: Thomas Schäfer und Martin Doerry. Die lage entspannt sich ...
Im Layout wird aber noch gearbeitet ...
... jede Änderung muss hier noch umgesetzt werden.
Und Michael Sontheimer ändert noch.
Trägt das hier auch jemand, oder ist das nur Deko?
Auch nach Elf Uhr kommt an Gesine Block kein falsch gesetztes Komma vorbei ...
.. das eigentlich auch diese jungen Menschen ein paar Zimmer weiter entdecken könnten.
Dafür gilt dann das Motto: Futtern wie bei Muttern. Böse Zungen behaupten, es handle sich nicht um eine Aufmerksamkeit gegenüber der Spätschicht, sondern um Reste aus der Küche.
Gegen Mitternacht wird noch immer gearbeitet ...
... daran wird sich auch in den nächsten Stunden nicht viel ändern.
Am Montagmorgen: Der Konferenzsaal des Spiegelhauses scheint noch unberühert, bis auf das aktuelle Heft, das schon bereit liegt und dessen Besprechung in der Montagskonferenz ansteht.
Hier ist das Ergebnis der Arbeit der letzten Woche "Die Nacht von Stammheim".
Das Wetter - typisch Hamburg - macht den Monatg nicht schöner.
Auch hier gilt - wie in der Kantine - Denkmalschutz für das Design. Das schliesst auch die Aschenbecher ein.
Die Heftkritik übernimmt heute Silvana Koch-Mehrin, Vorsitzende der FDP im Europäischen Parlament.
Joachim Preuß, Stellvertretender Chefreadakteur, ist begeistert.
Das Heft wird Seite für Seite, Geschichte für Geschichte, analysiert.
Die Redakteure blättern ebenfalls ...
... und die versammelten leitenden Redakteure hören sich an, was Frau Koch-Mehrin über das aktuelle Heft denkt.
Stefan Aust ist mindestens so angeregt wie sein Vize ...
... der noch immer den Bügel seiner Brille malträtiert.
Schlussendlich fällt die Kritik natuerlich angemessen objektiv aus: Etwas Kritik muss schon sein - zu wenig FDP im Blatt -, aber das Wohlwollen überwiegt. Wer wollte es sicht mit dieser Redaktion schon verscherzen.
So kann das Heft nun eigentllich ins Archiv ...
... denn die neue Woche beginnt mit den ersten Themenvorschlägen für das nächste Heft.